Nach zwei Arbeitstagen Wegeinstandhaltung in den Bergen der Hochtauern hat jemand gesagt, ich glaub‘, das war ich: „wenn es die Geschichte von den 7 Zwergen nicht geben würde, dann hätte man sie, nach diesen Erlebnissen, mit ein paar Änderungen, genauso schreiben können“. Nun gut, es waren nicht 7 Zwerge sondern 9 Karpatler und es gab auch viel mehr Schneewittchen und keine böse Stiefmutter.
Also, es war einmal eine wunderschöne, urgemütliche Hütte in einem fernen Land, Salzburger Land, auf einem hohen Berg (2176 m) in der Glocknergruppe, gebaut aus Holz und Stein. Man nennt sie „Gleiwitzer Hütte“, dort wohnt Antje, eine hübsche Wirtin. Wer diese Hütte erreichen möchte, muss einen 3-4-stündigen Anstieg in Kauf nehmen. Jedoch die Wege dorthin waren in einem schlechten Zustand. Wind und Wetter, Regen und Schnee und die vielen Lawinen hatten ihnen so sehr zugesetzt, dass das Erreichen der Hütte umso schwerer war.
Dies hat sich alsbald bis in die Regionen rumgesprochen, wo die Sektion Karpaten zu Hause ist. Und weil die Karpatler am liebsten in den Bergen unterwegs sind, auf der Suche nach immer neuen, lohnenswerten Zielen und das Herz am rechten Fleck haben, hatte einer, das war wohl der Hans Werner, die Idee: „Diese Hütte, mit der Wirtin natürlich, muss man kennenlernen und die Wege dorthin wieder in Ordnung bringen“.
Und so organisierte einer, das war wohl der Hans-Georg Richter, eine Arbeitsexpedition zu dieser Hütte. Und damit die Abende nach den „schweren“ Arbeiten nicht zu einsam und langweilig würden, plante zur gleichen Zeit, das war wohl die Petra Maurer, nur einen Tag später – der Weg musste ja erstmal frei gemacht werden – eine Bergtour, um die Bergwelt rund um die Hütte kennen zu lernen.
Und so machten sich 9 Karpatler mit einem Schneewittchen, die Doris, auf den beschwerlichen Weg, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Der Weg zur der Hütte war wirklich nicht ohne und das mit schwerem Gepäck, denn ein jeder von Ihnen hatte zusätzlich ein 4 kg Paket mit Fleisch im Rucksack. Sicher ist sicher. Dafür war aber der Empfang auf der Hütte durch die Wirtin zusammen mit Ihrem Team, Vanessa, Mona und Judit, besonders herzhaft und alle Mühen waren vergessen. Nach der ersten Runde (Frei)Bier und dem drauffolgendem Schnaps kannten sie bereits alle beim Vornamen. Dort oben lernten wir auch den Hubert Unterberger kennen (wir nannten ihn dann nur noch Hubsi), ein einheimischer Bergführer aus dem Fuscher-Tal, der uns die folgende zwei Tage auf unserer Arbeitstour begleiten sollte. Die Stimmung war hervorragend, sogar das Wetter begrüßte uns mit zwei wunderschönen Regenbögen. Als dann die Wirtin ein besonders schmackhaftes Mahl servierte, konnte es nicht besser werden, dachten wir. Ein paar Bier später und natürlich mit den (obligatorischen) Männerwitzen und die „Zähneputz-Aktion“ ging der erste Abend zu Ende.
Der folgende Tag sollte ein sehr schöner Tag werden. Schon beim Aufstehen lachte uns die Sonne an. Nach einem zünftigen Frühstück, mit „Hasenblut“ als Extra (Johannisbeersaft), versammelten wir uns um Hubi an seinem super ausgestattetem Werkzeugschuppen. Dort wurde das Arbeitsmaterial ausgegeben und verteilt und dann wurden wir fachmännisch in das eingewiesen was uns bevorstand. Schnell bildeten sich die jeweiligen Arbeitstrupps. Das Mäh-Team – das waren Detlef und Georg – bekam einen Rasentrimmer mit Benzinmotor auf den Rücken geschnallt, die durften sich den ganzen Tag mit dem hohen Gras am Wegrand vergnügen. Das 6-er Tragerl, leider nicht mit Bierflaschen, sondern mit Farbdosen und Pinsel schnappten sich die Künstler – das waren Heinz und Flitsch – die damit den alten Markierungen einen frischen Anstrich verpassten und viele neue anpinselten. Die Hacker-Buam – das waren Gottfried, Klaus und Erwin – bekamen eine „scharfe“ Harke und Julius einen großen Hammer in die Hand gedrückt. So „bewaffnet“ ging es dann los, allen voran Hubi. Hätten wir jeweils eine Zipfelmütze aufgehabt und eine Laterne am Gürtel befestigt, hätte man uns glatt mit den 7 Zwergen auf dem Weg ins Bergwerk verwechseln können. Es wurde gehackt was das Zeug hielt, viele neue Kanäle in die Wege gehauen, damit das Wasser besser abfließen kann. Die „alten“ wurden erneuert, an schwierigeren wurden Stellen Stufen geschlagen, Holzpfähle wurden als Wegweiser reingeschlagen. Hans fand sein Vergnügen beim Aufstellen großer Steine für neue Markierungen. Die Mahler mussten dabei nicht viel nachdenken, die Markierungen konnte man ja nicht verkehrt rum anbringen (rot – weiß –rot). So folgte ein jeder seiner Berufung und fand seinen Spaß dabei. Der Tag ging rasend schnell vorbei, auch weil Hubi uns mit vielen spannenden Geschichten und Informationen zu der Gegend dort versorgte. Man konnte deutlich erkennen, dass er ein richtiger Bergsteiger und er dort „zu Hause“ ist. Trotz der Arbeit schweifte unser Blick immer wieder über die herrliche Bergwelt, die benachbarten Gipfel, der Zeller See unten im Tal, der verschneite Gipfel der „Schneespitze“. Man konnte die Seele so richtig baumeln lassen. Trotzdem war die Freude groß, dass wir am späten Nachmittag wieder an der Hütte ankamen. Der Durst war groß und der Staub aus den Kehlen wollte weggespült werden. Das erste Bier ließ auch nicht lange auf sich warten, denn kaum angekommen stand es schon frisch gezapft auf dem Tisch. Die Hüttenmädels waren schon sehr besorgt um uns. Der Abend war geprägt vom gemütlichen Zusammensitzen, Kennenlernen von Bergsteigern aus der Sektion Tittmoning, den Erzählungen vom Hubi zuzuhören (und zwischendurch immer dieser hartnäckige Staub) und natürlich das Warten auf „unsere Schneewittchen“, die Petra-Truppe. Und dann war es endlich soweit, nach und nach trudelten sie ein und schon hatte sich die Anzahl der Karpatler verdoppelt. Der Abend sollte nicht allzu lang dauern, denn allmählich machte sich von der doch etwas ungewohnten Arbeit die Müdigkeit breit und auch weil am nächsten Tag eine sportliche Bergtour „Hoher Tenn“ anstand, zumindest für die Tourentruppe. Da hieß es sehr früh aufstehen.
Am nächsten Morgen, die Petra-Truppe die uns den Hans entführt hatte, war schon längst unterwegs, ließen wir uns das Frühstück richtig schmecken. Hubi hatte schon weiteres Arbeitsmaterial vorbereitet: diesmal mussten auch Kabelschellen, ein Haufen Schrauben, Winkelschleifer, Schraubenschlüssel mit ins Gepäck, da Stahlseile in den Klettersteigen auf dem Gleiwitzer Höhenweg ausgetauscht werden mussten. Das war natürlich das Highlight an diesem Tag. Aber auch die üblichen Arbeiten wie Regenrinnen, Stufen schlagen, den Wegrand vom hohen Gras befreien, standen auf der Tagesordnung. Ein weiterer Höhepunkt war das Wegräumen eines großen Steines. Mit vereinten Kräften wurde an ihm gezerrt, gehoben, geschoben bis er endlich selbständig sich seinen Weg ins Tal bannte.
Am späten Nachmittag trafen sich wieder alle bei der Hütte, die inzwischen sehr gut besucht war. Viele waren aufgestiegen, auch wegen des am Folgetag geplanten Berggottesdienstes. Am Abend zauberte Antje wie üblich ein leckeres Abendessen und danach gab es den obligatorischen Verdauungsschnaps. Manche hatten sogar einen „Enzian“ (sie meinten- wegen der Bitterstoffe). Noch bevor sich die Müdigkeit ausbreiten konnte und man richtig träge wurde, schnappte sich, mehr oder weniger freiwillig, der „Musikant“ – das war wohl der Erwin – die Gitarre und spielte auf. Nach den anfänglichen „Rhythmusstörungen“ fanden wir dann den Beat und es wurde gesungen, mit und ohne Text, schön und schief, sogar alle anderen Gäste in der Hütte stimmten mit ein. Die übliche Hüttenruhe wurde weit nach hinten geschoben. Und der Staub in den Kehlen kratzte immer noch. Irgendwann siegte schließlich doch die Müdigkeit und es wurde Schluss gemacht.
Der nächste Morgen begann etwas „traurig“. Auch die Sonne wollte sich nicht mehr zeigen. Vielleicht weil es der Abstiegstag war? Trotzdem wurde ein kleiner Gipfel erklommen. Die Tittmoninger führten uns auf „ihren“ Hausberg das „Tittmoninger Hörndl“, nicht lange, denn man musste ja rechtzeitig zum Berggottesdienst zurück sein. Es blieb dann doch noch genug Zeit um a Gaudi zu machen. Auf einem Schneefeld versuchten sich einige mit Poporutscher und Firngleiter und hatten ihren Spaß dabei, die anderen beim Zuschauen.
Wegen des Wetters musste der Gottesdienst in die Hütte verlegt werden. Es war aber trotzdem ein sehr feierlicher Akt.
Nach dem Gottesdienst hieß es dann wieder Rucksack auf den Rücken, sich verabschieden und absteigen ins Tal. Es bleiben sehr viele schöne Erinnerungen zurück und viele von uns werden mit Sicherheit wieder kommen.
Erwin Malath