Der Ausflug beginnt sehr früh am Samstagmorgen des 22. Juli 2023. Zum Glück ist die Fahrt nicht so lang, da wir vom Münchner Westen nur bis Garmisch fahren müssen. Am Parkplatz der Kreuzeckbahn angekommen, warten wir auf den letzten Teilnehmer der Gruppe. Mit Justus, Constantin und Carlos, Freunde von mir, meinem Bruder Thomas und meiner Mutter Brigitte, unsere Tourenleiterin, sind wir komplett. Ursprünglich hätten wir zu elft sein sollen, aber 5 Teilnehmer haben kurzfristig abgesagt.
Wir fahren mit der Gondel zur Bergstation der Kreuzeckbahn und laufen erstmal ein Stück bergab zu unserer Selbstversorgerhütte, um unser Biwak-Gepäck dort abzulegen. Die Törgelhütte auf 1436 m ist ein schönes, kleines Haus mit netten Zimmern und einem kleinen Vorgarten, in dem wir später schlafen sollten. Wir laden die Isomatten, Schlafsäcke und das ganze Essen ab und machen uns danach direkt auf den Weg, um einen Gipfel, den Osterfelderkopf (2057 m), zu besteigen. Es ist gut, dass es nicht so heiß ist, so ist die Tour nicht so schweißtreibend. Es ist ein wenig windig und zeitweise laufen wir im wahrsten Sinne des Wortes „mit dem Kopf in den Wolken“.
Am Gipfel angekommen ist es dann sogar ziemlich kalt, sodass wir uns dicker anziehen müssen. An einem etwas windgeschützten Platz gibt es dann erstmal Brotzeit, sogar mit selbstgebackenem Kuchen von meiner Mutter und 2 kleinen Kerzen, weil Justus und Constantin vor kurzem Geburtstag hatten. Bis wir mit der Brotzeit fertig sind, verziehen sich auch die Wolken ein bisschen und wir können endlich die Aussicht ins Höllental, auf die Zugspitze, sowie auf den Kramer genießen.
Auf dem Rückweg beschwert sich meine Mutter ein wenig, dass wir zu schnell gehen, aber wir sind alle der Meinung, dass wir ein durchaus angemessenes Tempo draufhaben. Wieder am Selbstversorgerhaus spielen wir in der Sonne Karten. Das ist ziemlich lustig und geht deshalb gefühlt über Stunden.
Damit wir auf der Tour auch noch etwas lernen, erklärt Brigitte uns anschließend mit einer Wanderkarte, wie man die Karte mit und ohne Kompass einnordet. Wenn man das macht, ist die Karte sozusagen eine Kopie des Geländes und man kann sich dann damit gut orientieren und zum Beispiel Gipfel in der Natur auf der Karte zuordnen. Dann sprechen wir noch über die Darstellung der Geländeformen und der Bodenbedeckung auf der Karte und die Bedeutung der Höhenlinien.
Brigitte zeigt uns, wie man die Gehzeit einer Route halbwegs genau berechnen kann. Das probieren wir dann gleich mal mit unserer Route für den nächsten Tag aus. Und unsere Berechnungen sind gar nicht mal so schlecht, wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte.
Danach machen wir uns ans Kochen. In der Hütte gibt es ein Radio, dass wir als Lautsprecher nutzen, indem wir es mit einem unserer Handys verbinden. So können wir unsere Musik beim Tischdecken hören, während Thomas meine Mutter tatkräftig beim Spaghetti kochen unterstützt. Das Essen war sehr lecker und es ist nichts davon übriggeblieben. Nach dieser selbstgemachten Mahlzeit, setzen wir uns nochmal nach draußen, spielen wieder Karten und genießen den Sonnenuntergang. Außerdem haben wir einen Jonglierball im Spielschrank gefunden. Da man mit nur einem Jonglierball nicht wirklich jonglieren kann, fällt uns nichts Besseres ein, als uns gegenseitig damit abzuwerfen. Der Ball tut überhaupt nicht weh und es geht so lange gut, bis der Ball auf dem Dach landet. Dort liegt er jetzt wahrscheinlich immer noch … Schade, finden wir alle, denn es hat Riesenspaß gemacht.
Ungefähr um halb zehn machen wir uns dann bettfertig. Wir breiten Isomatten, Schlaf- und Biwaksäcke aus und putzen unsere Zähne.
Es wird ziemlich schnell dunkel und man kann die Sterne sehen. Erstmal nur wenige, dann immer mehr, weil sich auch die Wolken verziehen und der Himmel fast klar ist. Außerdem hören wir eine Eule und sehen die ein oder andere Sternschnuppe, während wir auf Rücken liegen und in den Sternenhimmel starren. Wirklich ein toller Anblick!
Wir suchen den Kleinen und den Großen Wagen, den Polarstern, und versuchen weitere Sternenbilder zu erkennen und die ISS (Internationale Raumstation) ausfindig zu machen. Die ISS umrundet die Erde 15,5 Mal innerhalb von 24 h! Sie ist also ziemlich schnell unterwegs.
Mit dem Einschlafen haben manche von uns so ihre Probleme. Das Liegen unter freiem Himmel ist ungewohnt und dann weht manchmal ein Windhauch um die Nase und wenn man auf Toilette muss, dann muss man sich zuerst aus Biwak- und Schlafsack herausschälen und in die Schuhe schlüpfen. Irgendwann schlafen dann doch alle.
Am nächsten Morgen sind alle ziemlich müde und vor allem bin ich schon sehr früh, gegen 5 Uhr, wach, weil die Sonne schon aufgegangen ist. Wir bleiben alle noch liegen und dösen noch eine Weile vor uns hin, bevor wir uns einem gemütlichen Frühstück zuwenden. Es ist fast kein Essen mehr übrig, was gut ist, weil wir dann weniger nach unten schleppen müssen. Wir packen unsere Rucksäcke und los geht es auf unsere selbstgeplante Route! Wir haben für unsere Tour etwa 5 h 30 Minuten ausgerechnet. Erstmal geht es auf den 1818 m hohen Schwarzenkopf und danach an den Knappenhäusern vorbei runter zur Höllentalangerhütte.
Heute lacht die Sonne und so gibt es an der Hütte erstmal ein Eis und dann Brotzeit. Jetzt ist es richtig warm und wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns. Dieser geht aber durch die Höllentalklamm, in der man ziemlich nass wird. Die Klamm, die durch das Wasser des Hammerbaches entstanden ist, sieht echt cool aus. Unser Gehen wird durch ständiges Singen von Carlos begleitet. Und auch alle anderen machen irgendwann mit. Die Klamm haben wir ziemlich schnell hinter uns gebracht.
Am unteren Ausgang der Klamm gibt es in einer kleinen Holzhütte ein winziges Museum zum Bergbau und zur Höllentalklamm, da springen wir rein. Das Ganze ist ganz schön beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass diese vielen Tunnel in der Klamm, durch die wir soeben gelaufen sind, teilweise schon Mitte des 19. Jahrhunderts von den Knappen mit einfachstem Werkzeug in den Felsen gehauen wurden. Wir erfahren auch, dass die Arbeiter in den Knappenhäusern, denen wir weiter oben begegnet sind, gelebt haben. In diesen Bergen wurde Eisen und Blei abgebaut und durch die Höllentalklamm ins Tal befördert.
Nun geht es noch einen Forstweg hinunter und wir haben es so gut wie geschafft. Wir sind jedoch schon ein wenig früh am Parkplatz, weshalb wir noch Zeit haben, bis die Eltern von Justus und Constantin auch hier sind, denn alle passen wir nicht in ein Auto. Diese Zeit nutzen wir sinnvoll, indem wir in einem kleinen Bach neben dem Parkplatz kneippen gehen.
Es war wirklich ein schönes Wochenende, zwar mit wenig Schlaf, aber es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung einmal in den Bergen unter freiem Himmel zu schlafen. Und mit meinen Freunden macht es sowieso viel Spaß!