Freitag, Feierabend: Die Autos rollen ins Stubaital, beladen mit Rucksäcken, Seilen und einer gut gelaunten Mischung aus 12 Teilnehmer:innen aus München, Nürnberg, Karlsruhe und dem tiefsten Bayern. Nach einem Materialcheck und der Ausstattung letzter Minimalisten starteten wir den Aufstieg zur Franz-Senn-Hütte.
Schon beim ersten Anstieg hieß es, Trittsicherheit üben, Balance schulen und der Schuhsohle vertrauen. Die ersten Witze flogen, die Gruppe wuchs schnell zusammen, und die Vorfreude war spürbar. Oben angekommen, wurden Quartiere bezogen, bevor uns ein Festmahl erwartete, das selbst den kritischsten Bergsteiger zufrieden stellte.
Der Abend gehörte der Theorie: Hans Werner, Miro Kopiec und Codrin Popescu entführten uns in die faszinierenden Welten von Klettertouren, Bergsteigen und Wandern. Die geballte Expertise fesselte uns regelrecht. Danach wurde es praktisch: Knotenkunde! Was anfangs wie ein Chaos aus Seil und Fingern wirkte, wurde durch geduldige Erklärungen und Übung zu den ersten sicheren Knoten – die Basis für das, was uns noch bevorstand. Voller Eindrücke fielen wir müde in die Betten.
Über Mut und Murmeltiere
Samstag früh: Nach einem kräftigen Frühstück ging es zum ersten Highlight – dem selbstständigen Abseilen am Übungsplatz. Hier lernten wir Schritt für Schritt, wie man sich sicher abseilt. Die anfängliche Nervosität wich bald Stolz, und jede:r meisterte diese erste Aufgabe mit Bravour.
Der nächste Schritt war deutlich fordernder: das Abseilen am großen, teils überhängenden Felsen. Hier wurde es ernst. Die Tourenleiter prüfen jeden Handgriff akribisch, während wir Mut und Vertrauen beweisen. Am Ende tanzte die gesamte Gruppe wie Bergziegen den Felsen herunter – eine Leistung, die für Begeisterung sorgte.
Bevor es zum 20 Minuten entfernten Trainings- und Übungsklettersteig ging, wurden zuerst Rettungstechniken trainiert. Flaschenzug, Jackie-Chan-Knoten und Co. waren zunächst exotische Begriffe, doch mit Geduld und Humor wuchsen wir an der Aufgabe.
Dann endlich der Höhepunkt: Der Übungsklettersteig führte uns steil Richtung strahlend blauen Himmel. Die Oberschenkel brannten, die Hände waren gefragt, und zwischendurch mussten wir uns gegenseitig helfen.
Doch mit jedem Abschnitt wuchs der Stolz, und am Gipfel strahlte die gesamte Gruppe um die Wette. Der Abstieg war ebenfalls ein Erlebnis: Über mehrere Etappen seilten wir uns mit fast schon schweizerischer Präzision ab – da staunten sogar die Murmeltiere.
Zurück auf der Hütte wartete ein köstliches Abendessen: Polenta, Rotwein und Bier gaben den erschöpften Körpern genau das, was sie brauchten. Doch der Tag war noch nicht vorbei. Das Highlight des Abends war „Miros Grundkurs Schnürsenkel“, gefolgt von Schuhkunde und Kaufberatung – ein Erlebnis, das jeden “Sport Schuster” Mitarbeiter des Monats vor Hochachtung in Applaus ausbrechen lassen würde.
Ein Edelweiß in der Wand
Der Sonntag hielt die größte Herausforderung bereit: den Edelweiß-Klettersteig. Nach einem ruhigen, konzentrierten Frühstück ging es nochmals an den Übungsplatz, um Flaschenzüge und Sicherheitsknoten zu verinnerlichen. Dann standen wir vor der Wand: steil, ausgesetzt und ehrfurchtgebietend. Respekt war spürbar, doch genauso der Wille, sich der Aufgabe zu stellen. Die hoch geforderten Hände wurden immer wieder genutzt, um das Gesicht vom Schweiß zu befreien und die gigantische Aussicht zu bewundern.
In der Wand zeigte sich der wahre Geist der Gruppe: gegenseitiger Mut, Unterstützung und geteilte Freude bei jedem geschafften Abschnitt. Nach anspruchsvollen Passagen und vielen Schweißperlen kamen alle am oberen Ende des Klettersteiges an. Strahlend vor Stolz und mit breiten Schultern, die am Ende aber doch recht erschöpft waren, genossen wir das Panorama, bevor wir den Abstieg zur Hütte und anschließend ins Tal antraten.
Zurück am Parkplatz teilten wir die Erlebnisse der letzten Tage: vom ersten Knoten bis zum eigenständigen Sichern in steilen Wänden – die Lernkurve war beeindruckend. Dank unserer Tourenleiter, die mit Humor und Erfahrung führten, nahmen wir nicht nur neue Fertigkeiten, sondern auch neue Freunde und jede Menge Muskelkater mit.
Das Fazit? Dieses Wochenende war ein erster Schritt, der Lust auf mehr gemacht hat – mehr Berge, mehr Herausforderungen und mehr gemeinsame Abenteuer.
Fotos: Martin Beer