Der abwechslungsreichste Weg durch das Herz der Dolomiten
Auch wenn es 2 Anläufe bedurfte … es hat sich gelohnt!
Die Tour war für September 2022 geplant und hatte auch so begonnen.
Nach einigen wunderschönen Tagen in der Brenta wollten wir die „Eisenwege“ im Rosengarten fortsetzen.
Wir gönnten uns einen Erholungstag in St. Zyprian, um die Anspannung aus Armen und Beinen zu lockern.
Die Vorfreude auf interessante Herausforderungen war groß, wurde aber durch den aktuellen Wetterbericht gedämpft. Trotzdem wollten wir es nicht wahrhaben, dass es die nächsten Tage einen Wetterumsturz geben sollte.
Der Rosengarten zählt 7 Klettersteige, von denen 4 am Programm standen.
Mit dem Bus fuhren wir am Morgen zur Frommer Alm, wo unsere Tour startete. Ab der Kölner Hütte führte der Weg (Hirzlweg), unter den Rosengartenwänden Richtung Paolina Hütte zum Einstieg vom ersten Klettersteig.
Der Rotwand Klettersteig im Rosengartengebiet ist ein relativ einfacher Grat-Klettersteig und bestens geeignet für Klettersteig Anfänger und als Auftakt zu einer mehrtägigen Via Ferrata Hüttentour.
Besonders bekannt ist dieser Klettersteig aufgrund des prächtigen Panoramas und der kühnen Wegführung auf die 2.800 mt. hohe Rotwandspitze.
An heißen Sommertagen steigt man angenehm im Schatten bis zum Einstieg am Vajolonpass auf. Hier oben öffnet sich der Blick auf das gesamte Rosengartengebiet und auf “die Königin der Dolomiten”, die Marmolata (3.350mt). Nun beginnt der eigentliche Klettersteig in mäßiger Schwierigkeit bis auf das breite Gipfelplateau. Der etwas anspruchsvollere südseitige Abstieg zur Rotwand Hütte weist Stellen der Schwierigkeit B/C auf. Wer noch ausreichend Ausdauer und Kraft hat kann bei gutem Wetter den Masare Klettersteig anhängen und die Tour ausweiten.
(Quelle: „klettern-dolomiten.com“)
Ab dem Vajolonpass verläuft der Klettersteig am Grat entlang bis zur Rotwandspitze (2806 m). Von hier eröffnet sich ein herrlicher Blick über die Dolomiten, der vom Alpenhauptkamm bis tief ins Trentino hinein reicht. Leider zogen vom Süden auch schwarze Wolken auf, die einen Wetterumsturz ankündigten.
Der Abstieg erwies sich etwas schwieriger als der Aufstieg, war aber trotzdem gut zu meistern.
Die Rotwandhütte im Blick, den Durst in der Kehle und den Hunger im Bauch, so näherten wir uns dem heutigen Tagesziel.
Wie wird es morgen weitergehen?
Blick auf die Kletterwände der Rotwand 12 Stunden später
Wie vorausgesagt kam der Wintereinbruch mit Schnee. Ein Weiterkommen war nicht mehr möglich und auch sinnlos. Es waren ja noch einige Klettersteige geplant. Also, was machen wir?
Wie besprochen, wurde die Tour 2023 fortgesetzt. Diesmal hatten wir mit dem Wetter Glück und die Sonne strahlte mit ihrer vollen Pracht vom Himmel. Die Tour begann wieder bei der Kölner Hütte (2337 m), aber diesmal Richtung Norden.
Der Santnerpass Klettersteig verbindet Südtirol mit dem Trentino und wurde als Übergang bereits im 18 Jh. erschlossen. Heute zählt der Santnerpass Klettersteig zu einem der beliebtesten Ziele für Bergwanderer und Bergsteiger. Der Steig ist nur teilweise mit Drahtseilen versichert und sollte mit Bergführer begangen werden.
Der Santnerpass Klettersteig gehört zu den schönsten und eindrucksvollsten Klettersteigen der Rosengartengruppe sowie der gesamten Dolomiten. Dieser Klettersteig – oft auch als via ferrata Santner bezeichnet – wurde nach dem Erstbesteiger Johann Santner (19Jh) benannt. Heute verbindet der Santnerpass Südtirol mit dem Trentino und ist somit auch Sprachgrenze.
Beim Santnerpass handelt sich um einen einfachen bis moderaten Klettersteig der gut für Anfänger und Klettersteig Geniesser geeignet ist. Achtung aber: Der Aufstieg zur Santerpasshütte ist nur teilweise mit Drahtseilen versichert und der obere Teil kann besonders im Frühjahr oder im Herbst vereiste sein.
Am Ende des Klettersteiges wird man mit einem herrlichen Ausblick auf die Vajolettürme und einem freundlichen Lächeln von Romina und Michael – den Hüttenwirten der erst 2022 von Grund auf neu erbaute Santnerpasshütte belohnt. Wer hier nicht einkehrt ist selber Schuld!
Für all jene die etwas Zeit haben und auf einer der gemütlichsten und besten Berghütten Südtirols übernachten möchte bietet sich hier oben eine einmalige Gelegenheit. Der Sonnenuntergang auf über 2.700mt. Meereshöhe ist jeden Tag auf’s Neue ein Spektakel. Und ganz nebenbei: Der Apfelstrudel ist unschlagbar!
(Quelle: „klettern-dolomiten.com“)
Auf der Hütte angekommen, durften wir uns den versprochenen Apfelstrudel nicht entgehen lassen. Ein Gipfelfoto und ein Gipfelschnaps durften natürlich auch nicht fehlen. Von hier, vom Santnerpass auf 2734 m hat man einen herrlichen Blick von der Marmolata im Osten bis zum Ortler im Westen.
Auch unser heutiges Ziel ist bereits zu sehen. Es ist die Gartl-Hütte (2351 m) unter den Vajolettürmen. Hier hatten wir nun genügend Zeit, die Lichtveränderung auf den bleichen Wänden der Türme zu beobachten. Der Sonnenuntergang war genauso schön wie der Sonnenaufgang, der wieder einen schönen Tag ankündigte.
Tagesziel, Gartl Hütte unter den Vajolet-Türmen Spiel mit Licht und Schatten
Auf einem gesicherten Wanderweg steigen wir ins Vajolet Tal zur gleichnamigen Hütte ab. Neben dieser Alpenvereinshütte steht die urige Preuss Hütte (privat). Von hier kann man nochmal die Spitzen der Vajolettürme und tief ins Tal sehen.
Der Kesselkogel Klettersteig oder via ferrata Cima Antermoia führt auf einen der aussichtsreichsten 3.000er Gipfel der Dolomiten. Das Panorama ist hier oben prächtig und gibt den Blick auf die gesamten Dolomiten bis hin zu den Zillertaler und Stubaier Alpen im Norden und der Ortlergruppe im Westen frei. Vom Gipfel aus öffnet sich der Blick zur imposanten Rosengartenspitze und weiter zu den Ampezzaner Dolomiten,
(Quelle: „klettern-dolomiten.com“)
Der Kesselkogel überragt mit zwei Metern die 3000er Grenze und ist damit auch die höchste Erhebung im Zentrum von König Laurins Reich. Die Kesselkogel Überschreitung lässt sich perfekt mit anderen Steigen zu einer Zwei- oder Mehrtagestour verbinden. Von Norden kommend mit dem Laurenzi Klettersteig und von Süden mit den Rotwandsteigen oder dem Santnerpass Klettersteig. Wer es leichter mag, dem sei die Verknüpfung mit dem Scalette Steig ans Herz gelegt.
(Quelle: „bergsteigen.com“)
Der Weg von der Vajolet Hütte führt hinauf zur Grasleitenpass-Hütte (2334 m). Da die Hütte wegen Umbau geschlossen hatte, versammelten sich alle Bergsteiger zu einer Verschnaufpause auf dem Hubschrauberlandeplatz der Hütte. Hier legten wir auch unser Kletterzeug an und machten uns auf zum nächsten Abenteuer.
Aufstieg an der Westwand des Kesselkogels Aufstieg an der Westwand des Kesselkogels Gipfelgrat des Kesselkogels
Den höchsten Punkt der Rosengarten-Gruppe haben wir erreicht. Von nun an hieß es nur noch bergab…. Von wegen!
Der Abstieg auf der Ostseite erwies sich wieder mal als schwierig. Oder scheint es immer nur so? Das Ziel wieder im Blick, nahm der Weg (Drahtseile und Leitern) wieder mal kein Ende.
Antermoia Hütte (2496 m) Blick auf den Antermoia See
Glücklich und zufrieden erreichten wir die erholungsspendende Hütte. Die Antermoia-Hütte war für diese Nacht unsere Herberge. In einer gemütlichen Runde fand auch der mitgeschleppte Rotwein seine Abnehmer.
Der nächste Morgen begann wieder mit viel Sonne und das 4. Abenteuer konnte kommen.
Vorbei am Antermoia See, der uns am Vortag Abkühlung spendete, führte der Weg zum Einstieg in den Laurenzi-Klettersteig.
Der Laurenzi Klettersteig
Die mit Abstand anspruchsvollste und einsamste Route im Rosengarten, für die man als Tagestour vom Val Durant oder Tiers aus eine sehr gute Kondition benötigt. Die Tour lässt sich mit der Überschreitung des Kesselkogels zu einer großartigen Runde ausbauen.
Der hier beschriebene Laurenzi Klettersteig bildet die Überschreitung des Molignonkammes auf einem teils sehr schmalen, ausgesetzten Grat. Der Klettersteig ist ernst zu nehmen und erfordert Kletterkönnen (Trittsicherheit und alpine Erfahrung). Die schwierigste Stelle des vom Errichter des Tierser Alpls 1986 erbauten Steiges wartet am Ende des Abstieges, kurz vor dem Antermoia See – eine kurze, aber sehr steile Wandstelle muss abgeklettert werden.
(Quelle: „bergsteigen.com“)
Auch wenn der Laurenzi-Klettersteig immer in Richtung Süden beschrieben wird, wollten wir ihn in entgegen gesetzter Richtung besteigen. Wir wollten die schwierigeren Stellen am Anfang und bergauf klettern. Es war noch am frühen Vormittag auf dem ersten Gipfel: Molignon di dentro 2852 m. Von hier hatten wir wieder einen Rundum-Blick auf höchster Stufe.
Nach einem Auf- und Ab im Fels und Eisen, mit wunderschönem Tiefblick erreichen wir den letzten Gipfel des Molignon-Grates.
Hier gönnen wir uns eine Pause und genießen die Aussicht.
Vom Molignon del Fuori (2780 m) begann der Abstieg.
Am Molignon Pass 2598 m, teilt sich der Weg. Einer führt nach Norden zum Tierser Alpl und weiter zur Seiser Alm, oder Schlern und Richtung Süden ins Grasleiten Tal, zur Grasleiten-Hütte 2165 m.
Hier war unser Tagesziel und letzte Übernachtung der diesjährigen Tour.
Grasleiten Hütte (2165 m) Grasleiten Hütte, im Hintergrund die Felswände des Molignon
Eine schöne Tour geht zu Ende. Wir haben die 4 schönsten Klettersteige des Rosengartens kennengelernt. Der Wunsch nach Mehr wurde wach.
Dolomiten, ihr werdet uns Wiedersehen. Vielleicht schon 2024.