Eine Tour, die lange auf sich warten ließ, startete dieses Jahr im Juli 2024.
Das Wetter war den ganzen Monat lang launisch, sodass keine genaue Vorhersage getroffen werden konnte. Optimistisch gingen wir das Vorhaben an und starteten am Freitag, den 12.07.2024 Richtung Schweiz.
Das Rätikon ist eine Gebirgsgruppe am westlichen Rand der Ostalpen. Anteile haben Liechtenstein, Österreich (Vorarlberg) und die Schweiz (Graubünden).
Wie schon die Wegweiser zeigen, kann der Weg in beide Richtungen gegangen werden. Auf- und Abstiege halten sich die Waage und auch die Länge des Weges kann beliebig gewählt werden.
Wir wählten die West – Ost Richtung und starteten aus dem Ort Seewis. Ziel unserer Wanderung war Klosters. Geplant waren 4 Tage, inklusive An- und Rückfahrt.
Auch wenn die meisten Beschreibungen in Klosters beginnen, rechneten wir nicht mit allzu viel Gegenverkehr.
Dem Wetter geschuldet, starteten wir nicht von unserem Treffpunkt in Malans, wo es mit der Seilbahn die ersten paar Meter bergauf gehen sollte, sondern fuhren ein Stück weiter in den Ort Seewis. Auf einem Wanderparkplatz, außerhalb des Ortes fingen die Schweizer Eigenheiten an: Zahlen am Automaten nur bar oder mit App, aber leider kein Empfang …
Ein gemütlicher Forstweg schlängelte sich durch den Wald und an den letzten Häusern vorbei. Pünktlich, als wir aus dem Wald herauskamen und über die Almen gingen, ließ sich auch die Sonne blicken. Am frühen Nachmittag erreichten wir die „Schesaplana“ Hütte, 1908 m und konnten bei schönem Wetter auf der Terrasse Kaffee und Kuchen genießen.
Am 2. Tag wurde die „Kurzsicht“ gefragt, da es an der Weitsicht fehlte. Wir bewunderten die Blumenvielfalt, die wir am Wegesrand fanden. Irgendwie sind die Farben der Blumen in der Schweiz anders als bei uns. Oder war es nur der Kontrast zum grauen Hintergrund?
Der Weg führte auf der Südseite des Rätikon Hauptkammes. Am Cavelljoch 2239 m treffen wir auf die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich. Den Lünersee müsste man von da aus sehen, aber heute nicht. Der Weg führte nun an den Kirchlispitzen vorbei, und wir suchten uns einen Rastplatz zum Pause machen. Immer wieder spitzelte der blaue Himmel durch die Wolkendecke, aber die Sonne tat sich heute schwer. Trotzdem bekamen wir von der wilden Romantik etwas zu sehen. Wir kamen an eine Kreuzung, unterhalb des Schweizer Tors, des einzigen gangbaren Einschnittes zwischen Kirchlispitzen und der Drusenfluh. Als nächster Gebirgsstock kam der Sulzfluh ins Blickfeld. Nicht mehr weit und das heutige Ziel ist erreicht: die „Carschina“ Hütte, 2221 m.
Der 3. Tag hielt, was er versprach. Wolkenloser Himmel und wunderschöne Fernsicht. Das machte das Laufen auch viel angenehmer und das Stimmungsbarometer stieg ebenfalls. Unter den Felswänden des mächtigen Sulzfluh führte der Weg hinunter nach Partnun. Hier gönnten wir uns eine Pause mit einem zweiten Frühstück, denn der Weg nach St. Antönien war noch weit, obwohl er schon auf den Wegweisern ausgeschildert war.
Anfangs noch angenehm, führte der Weg dann steil hinauf zum Riedchopfjoch. Letzte Altschneefelder mussten auch noch überquert werden. Vom Joch aus waren es dann nur noch ein paar Meter zum Gipfel. Der höchste Punkt des heutigen Tages. Riedchopf 2552 m.
Auf der Grenze, am Grat entlang, führte der Weg zum St.Antönier Joch, wo der Abstieg begann. Eine kurze Pause mit einer Kneippkur ließen wir uns nicht entgehen. Herrlich, für unsere müden Beine. Über steile Wiesen kamen wir in den Ort an der Fahrstraße nach Dörfji 1650 m. Hier irgendwo müsste der Gasthof Edelweiß sein. Erreicht!
Die nach 3 Tagen lang ersehnte warme Dusche fand letzten Endes unten am kalten Bach statt. Das tat der guten Stimmung keinen Abbruch und wir waren zufrieden mit dem Erlebten am heutigen Tag.
Der 4. Tag bot noch einmal alles, was das Prättigau zu zeigen hat. Durch das Gafiatal führt der Weg hinauf zum Rätschenjoch, 2061 m. Eine herrliche Blumenvielfalt säumte den Weg. Letzte Schneefelder mussten überquert werden, und Geröll lag auch im Weg. Einen kleinen Abstecher zum Rätschenhorn, 2703 m, mit dem herrlichen Rundblick, ließen wir uns nicht entgehen: Aussicht ins Prättigau, ins St. Antöniental, auf den Rätikonkamm, die Madrisa und die Silvretta.
Vom Rätschenjoch führte der Weg über die Wiesenhänge des Chüecalandatales zur Bergstation der Madriser Seilbahn. Hier wurden wir von den weidenden schweizer Kühen mit Glockengeläut verabschiedet. In Klosters angekommen, bekamen wir wieder die Sommertemperaturen zu spüren, die sich nur bei einem kühlen Weißbier ertragen ließen.
Wir haben herrliche Wandertage verbracht und können diese Tour wärmstens weiterempfehlen!
Grüezi mitenand !
Fotos und Video: Detlev Antosch