Auch in diesem Jahr wurde im Programm der Sektion Karpaten der Grundkurs Bergsteigen angeboten und wie zu erwarten, war dieser schnell ausgebucht, da es viele Bergbegeisterte in der Sektion gibt, die es probieren wollten – vom Wanderer zum Bergsteiger.
Tag 1 – Freitag, 25.06.2021
Schon vorab von unserem Kursleiter Hans Werner mit den notwendigen Informationen versorgt, traf sich die Gruppe aus 15 Teilnehmern und 4 Trainern, unterstützt von Anca, auf der Oberrissalm im schönen Stubaital, um gemeinsam den etwas verregneten Aufstieg auf die Franz-Senn-Hütte zu starten.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde führte uns Hans auf den Winterweg, den er sogleich für ein paar Übungen zur Trittsicherheit nutzte: Wir sollten Vertrauen in unser Schuhwerk fassen.
Auf der Hütte gut angekommen, wurden die Zimmer aufgeteilt. Nach einer kurzen Pause gab es auch schon das Abendessen (bei Kerzenschein – ok, nur aus praktischen Gründen) in einem schönen Nebenraum der Hütte. Nachdem der Hüttenwirt wieder unter Beweis gestellt hatte, dass man auch auf 2147 Metern super kochen kann, ging nun der Kurs direkt los.
Auf dem Programm stand die Knotenkunde: Gesteckter und gelegter Achter-, Ankerstich-, Prusik- und ein Halbmast- (HMS) sowie Mastwurfknoten sollen folgen. Danach blieb Zeit für unterhaltsame Gespräche und einen fröhlichen Abend.
Tag 2 – Samstag, 26.06.2021
Schon am Vorabend hatten Hans und sein Trainerstab den „Fahrplan“ für die folgenden zwei Tage abgestimmt. Wir Kursteilnehmer waren noch ahnungslos, was uns erwarten sollte. So haben wir uns alle nach dem Frühstück auf der Terrasse versammelt, wo wir drei Gruppen – bunt gemischt mit Anfängern und Erfahrenen – gebildet haben.
Station 1: Sichern am Fels mit HMS und Mastwurf bei Florin
Florin hat uns geduldig und detailliert den Einsatz der am Vortag erlernten Knoten demonstriert. Schon nach kurzer Zeit konnten wir diese ohne große Hilfe einsetzen. Das war der Zeitpunkt, an dem wir dann bewaffnet mit Expressen die Felswand hochgeklettert sind, um uns mit Mastwurf am Standplatz selbst und mit dem Halbmastwurf beim Kraxeln gegenseitig zu sichern.
Zum Abschluss wurde uns dann noch gezeigt wie man mit Hilfe einer Bandschlinge, zwei Karabinern und eines Bulin-Knotens einen Standplatz baut.
Station 2: Toprope Klettern bei Hans
An einer steilen Wand wurden für uns zwei Toprope-Routen vorbereitet, an denen wir abwechselnd – Klettern und Sichern – üben konnten. Ebenso wie Florin, hat auch Hans uns vermittelt, wie wichtig der Partnercheck ist, um sich selbst und seinen Partner keiner Gefahr am Fels auszusetzen. Mit vielen Tipps und Tricks sind wir immer wieder die steile Wand in Bergschuhen hochgekraxelt und wurden dabei immer sicherer. Nach dieser Station war auch das Sichern mit der Tube selbstverständlich.
Station 3: Richtiger Umgang mit Sicherungsgeräten am Fels bei Agnieszka & Klaus
Wir wussten schon, dass es nach dieser Route an die steile Wand am Wasserfall gehen sollte. Davor wurde uns jedoch Schritt für Schritt (an auch schon recht steilem Gelände) der Einsatz eines Abseilachters und des Tubes als Abseilgerät erklärt. Als dies mühelos und fehlerfrei klappte, sollte es eine Station weiter gehen…
Station 4: Abseilen an der senkrechten Wand bei Agnieszka & Klaus
Zügig haben wir die Seile ausgelegt und nun durfte jeder wählen, ob er lieber mit Achter oder Tube die senkrechte Wand hinunterwollte. Und wer sich nicht entscheiden konnte, durfte natürlich auch ein zweites (oder drittes Mal) die ca. 15 Meter hinab.
Für die Mutigen in der Runde blieb nach dem lehrreichen Tag noch Zeit einen Klettersteig – den Höllenrachen – zu durchsteigen. Auch hier hat Hans uns Kursteilnehmer mit seiner Erfahrung wieder begeistert und alle sicher zurück zur Hütte gebracht.
Tag 3 – Sonntag, 27.06.2021
Nachdem wir alle am zweiten Tag viel gelernt hatten, sollte zum Abschluss des Kurses die Rinnenspitze bestiegen werden. Deshalb stand zunächst frühes Aufstehen auf dem Stundenplan, weil wir bereits um 7:30 Uhr die Zimmer geräumt haben sollten und kurz darauf in Richtung Gipfel aufbrachen.
Vier Teilnehmer haben den Aufstieg noch mit dem Edelweißklettersteig verbunden, während der andere Teil den „klassischen“ Wanderweg genommen hat. Beide Wege zeigten aber das Stubaital bei herrlichem Wetter in seinen schönsten Facetten. Der abwechslungsreiche Weg führte an Wasserfällen, Schneefeldern, Steilhängen und Bergwiesen vorbei. Hans an der Spitze gab das Tempo vor und Klaus schaute, dass auch das Schlusslicht mit Freude in Richtung Gipfel kam.
Die letzten Höhenmeter auf die knapp über 3000 Meter hohe steinige Rinnenspitze forderten nochmal Konzentration. Nachdem alle ihre Gurte angezogen hatten und eine Selbstsicherungsschlinge daran befestigt hatten, ging es unter Anleitung der Trainer hinauf. Belohnt wurde der Aufstieg mit einem grandiosen Ausblick und einer gemütlichen Pause am Gipfelkreuz – und dem Stolz die 3000er-Grenze geknackt zu haben.
Auf dem Weg zurück zur Franz-Senn-Hütte wurde noch das richtige Gehen auf Schneefeldern („stolz und aufrecht wie ein preußischer Soldat“) und am Fixseil geübt. Anschließend hat das Ausbilderteam alle wohlauf zurück ins Tal geführt. Bei einem kühlen Getränk folgte die Feedbackrunde, die wenig überraschend sehr positiv ausfiel.
Schlussendlich hat Hans – wie sollte es auch anders sein – recht behalten und wir hatten drei Tage bestes Bergwetter: statt mit nassen Klamotten hatten wir eher mit Sonnenbrand zu kämpfen.
Fazit: Jeder, der nun neugierig geworden ist, Spaß in und an den Bergen hat und bereit ist, seine Grenzen und Fähigkeiten auszuloten, sollte sich anmelden.
Egal, ob Anfänger, Fortgeschrittener oder Wiederholungstäter: Im Rucksack sollte immer Platz sein für theoretisches und praktisches Wissen, gemeinsame Erlebnisse und neue Erfahrungen, die aus einer unbekannten Truppe ein abenteuerlustiges Team machen.
Und so bleibt uns nur noch zu sagen:
Herzlichen Dank an unseren Kursleiter Hans Werner und sein Team bestehend aus Agnieszka, Anca, Florin und Klaus – ihr seid spitze!
(Bilder von Hans Werner, Cristina de la Rua und Julia von Staa)