Die Anfahrt zum Ausgangspunkt war schon ein „Highlight“ für sich. Die Ötztaler Gletscherstraße war für eine gewisse Zeit vollgesperrt. Die österreichische Polizei klärte uns über den Absturz eines LKW`s auf – der Fahrer hat gottseidank unverletzt überlebt. Wir nutzten die unfreiwillige Zeit des Wartens mit theoretischer Ausbildung.
Angekommen an dem höchsten Straßenpunkt Europas – 2.798,16 m üNN – begaben wir uns direkt auf den Weg zur Braunschweiger Hütte.
Dazu passierten wir das Pitztaler Jöchl und wanderten dann schnurstracks zu unserer Unterkunft.
Die Ausbildung in Eis und Firn wurde zum Auftakt mit einem kleinen Zwischenfall überschattet. Bei der Überschreitung des Pitztaler Jöchls rutschte eine Teilnehmerin auf dem Firn aus und landete ca. 2 m unterhalb sehr unsanft auf den Beinen. Dabei zog sie sich, zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissend, eine Fraktur des Außenknöchels zu. Sie kämpfte sich unter Schmerzen noch bis zur Braunschweiger Hütte runter und musste aufgrund der Schmerzen auch die Ausbildung leider ausfallen lassen und wurde dann in den frühen Morgenstunden des Sonntags von der Bergrettung per Hubschrauber abgeholt.
Am Samstagmorgen ging es nach dem Anpassen der Steigeisen an den Fuß des Linken Fernerkogel (Ötztaler Alpen), wo unsere Ausbildung in Eis und Firn begann.
Nach einer Wiederholung der grundlegenden Sicherungstechniken aus dem „Grundkurs Bergsteigen“ und den Grundlagen bezüglich Eisschrauben, deren Verwendungsdauer und Einsatzbereichs, seilten wir uns erstmals an redundant versicherten Eisschrauben ab. Wahlweise konnte man sich auch an nur einer Einzelnen Eisschraube abseilen. Wir übten zwischendurch auch das Gehen mit Eispickel und Steigeisen an schrägen Hanglagen im Eis.
Hans und Sergii zeigten uns auch die sogenannte Abalakov Eissanduhr die man als Sicherungspunkt im Eis zum Abseilen oder als Standplatzbau verwenden kann.
Nach unserer Mittagpause ging es dann weiter mit der bereits bekannten Rettungsmethode aus dem Grundkurs Bergsteigen – hier eben im Eis, sowie einer Methode sich nach dem Abseilen dann noch die verbliebene Eisschraube wieder zu beschaffen.
Eine Schlechtwetterfront zwang uns dann zum Abbruch unserer Ausbildung im Eis – was aber insgesamt bezogen auf die Ausbildungsinhalte kein Nachteil war. Bevor das Abendessen rief und nach dem Vorbeiziehen des schlechten Wetters konnten wir noch eine Ausbildungseinheit direkt an der Hütte einlegen. Wir bekamen mittels Bandschlingen, Prusikknoten, Petzl Basic und Micro Traxion gezeigt, wie man sich im Notfall selbst aus einer misslichen Lage am Seil ziehen kann.
Ausgestattet mit dem notwendigen Material und dem erforderlichen Wissen in der Kameradenrettung und des Gletscherwanderns, ging es am Sonntagmorgen wieder Richtung Ötztaler Gletscher. Im Grunde war es in erster Linie das Ziel die Ausbildungsgruppe in zwei Seilschaften zu teilen und das Gehen in Eis und Firn und eben in einer Seilschaft zu üben.
Natürlich war es nie das Ziel, aber gegen Mittag haben wir den Gipfel des linken Fernerkogels gemeinsam erreicht und genossen für eine Weile die wunderschöne Aussicht ins Pitztal und auf die Wildspitze. Bevor wir den Abstieg antraten, genossen wir noch eine kleine Ausbildungseinheit in luftiger Höhe kurz unterhalb des Gipfels. Der sogenannte T-Anker – oder auch „Toter Mann“ gilt im Firn als sehr zuverlässige Fixpunktsicherung mittels Eispickel, Skier oder auch dem Rucksack.
Nach einem langen und beschwerlichen Abstieg zur Braunschweiger Hütte legten wir noch eine kurze Pause ein und genossen auf der Terrasse die hochstehende Sonne bei einem leckeren Getränk.
Danach traten wir gestärkt und zufrieden die Überschreitung des Pitztaler Jöchls an und kamen alle wohlbehalten wieder an unseren Autos an.
Insgesamt war die Ausbildung in Eis und Firn für mich ein absolutes Highlight. Alleine das Vertrauen in das Sicherungsmaterial zu gewinnen ist schon sehr viel wert. Aber die Versicherung im Eis mit Eisschrauben, Abalakov Eissanduhr oder dem T-Anker im Firn ist so unfassbar, dass es kaum zu glauben ist wie gut und sicher man sich fühlen kann und wie verlässlich diese Techniken sind. Ich persönlich hatte sehr viel Spaß bei beiden Ausbildungen und muss auch dazu sagen, dass alle Teilnehmer sehr lustige, freundliche und liebenswerte Menschen sind. Die Ausbilder sind allesamt sehr vertrauensvolle, zugängliche und einfühlsame Mentoren gewesen. Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Tour und den nächsten Ausbildungsabschnitt mit der DAV Sektion Karpaten. Vielen Dank für alles.
Fotos: Hans Werner