Es war meine erste Reise als Tourenleiter, und die Aufregung war riesig. Die Pyrenäen, eine Region, die ich bereits gut kannte, sollte nun das Ziel meiner ersten Reise sein, bei der ich Freunden die Schönheit dieser majestätischen Berge zeigen wollte. Schon vor einem halben Jahr begann ich mit der Reservierung der Hütten und der Ausarbeitung der Routen. Alles war akribisch vorbereitet, und ich informierte die Teilnehmer über WhatsApp über die Tagespläne, die GPX-Routen und die Buchungsdaten.
23. August 2023
Unsere Gruppe bestand aus insgesamt 11 Personen, die aus verschiedenen Richtungen ankamen. Am 23.08 morgens holte ich 4 Karpatler am Flughafen ab. Das Auto war bis auf den letzten Platz belegt, und wir machten uns auf den Weg zu unserem Treffpunkt am Fuße des Nationalparks Aigüestortes y Estany de Sant Maurici.
Unsere Fahrt dauerte insgesamt etwa 3 Stunden. Anfangs auf der breiten Autobahn, führte sie uns dann auf schmalere, verschlungene Straßen durch tiefe Täler und vorbei an schroffen Gipfeln, unter der heißen spanischen Sonne.
Als wir schließlich oberhalb von Espot am Treffpunkt ankamen, erwartete uns eine Überraschung: Der Zugang zum Parkplatz war gesperrt, da dieser bereits überfüllt war. Man teilte uns mit, dass wir bis 14 Uhr warten müssten, bevor wir weiterfahren könnten. Ich übersetzte die Nachricht der Gruppe. Ich war etwas unter Druck geraten, da dies bedeutete, dass wir etwa 2 Stunden Verspätung gegenüber unserem ursprünglichen Plan hatten. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war jedoch gut. Es bestand kein Grund zur Sorge.
Wir starteten unsere Wanderung bei strahlendem Sonnenschein und ließen den Estany de San Maurici rechts liegen, während wir das grüne Monestero-Tal hinauf wanderten, mit dem Ziel zur Hütte JM Blanc (2.350m). Auf dem Hinweg zur Hütte wollte ich meinen Freunden unbedingt dieses lange, schöne Tal zeigen und plante für den Abstieg den kürzeren, aber steileren und weniger malerischen Weg.
Am Ende des Tals erreichten wir eine Stelle, an der die Sonne von einer Wolke verdeckt wurde und uns eine willkommene Abkühlung bescherte. Hier begann der steile Aufstieg zum Sattel Collada de Monestero (2.750m). Plötzlich zogen dicke, graue Wolken von der anderen Seite des Tals heran, es fing leicht an zu tröpfeln und der Regen entwickelte sich bald zu einem heftigen Hagelschauer. Wir suchten Schutz in kleinen Gruppen unter großen Felsbrocken. Das Wasser floss in Bächen und bildete Pfützen um unsere Wanderstiefel. Der Hagel hörte kurzzeitig auf, setzte dann jedoch erneut ein. Nach etwa einer Stunde wurde er schwächer, und wir wagten uns aus unseren Unterschlüpfen.
Der Weg vor uns führte steil zum Sattel hinauf und war nun durchweicht und rutschig. Im Sattel angekommen, sahen wir die Sonne untergehen und traten langsam in die einbrechende Nacht ein. Es wurde recht kühl. Mit unseren Stirnlampen beleuchteten wir den Weg, der an vielen Bergseen vorbeiführte, bis wir schließlich die Hütte JM Blanc erreichten. Dort angekommen, erledigten wir das Check-in und genossen unser Abendessen.
24. August 2023
Wir standen früh auf und erlebten, wie die Sonne hinter dem See aufging. Der Himmel erstrahlte in sattem Blau. Nach einem ausgiebigen Frühstück begannen wir unsere Wanderung entlang der Seen in Richtung der Hütte Colomina.
Ursprünglich hatte ich geplant, unterwegs den Gipfel des Pic de Peguera (2.983m) zu besteigen, aber nach dem gestrigen Regen und dem langen Marsch war ich vorsichtiger geworden.
Ich suchte nach einem flacheren Zugang zum Gipfel, fand jedoch keinen. Stattdessen setzten wir unseren Weg fort und passierten die oberen Seen Estany de Mar und Estany de la Colomina, bis wir schließlich die Hütte Colomina (2.425m) erreichten.
Dort genossen wir katalanische Spezialitäten, die sogenannten Torradas de pa amb all i tomàquet (Getoastetes Bauernbrot gerieben mit Knoblauch und Tomaten). Unsere Übernachtung war jedoch in der Hütte JM Blanc geplant, also machten wir uns auf den Rückweg und umrundeten erneut die Seen.
Der Rückweg war lang, und wir spürten die Anstrengungen der steinigen Pfade in dieser kargen Berglandschaft. Ich war erleichtert, dass wir den Gipfel diesmal ausgelassen hatten. Aber beim nächsten Mal steht er definitiv auf dem Programm. An den malerischen Bergseen machten wir ein Gruppenfoto auf einer Brücke.
Nach unserer Ankunft an der Hütte zogen wir unsere Wanderstiefel aus und entspannten auf der Terrasse, während wir die letzten Sonnenstrahlen bei einem erfrischenden Bier genossen. Obwohl die Wettervorhersage erneut Unwetter für den Abend vorhergesagt hatte, blieben wir diesmal verschont und konnten den Abend in Ruhe verbringen.
25. August 2023
Bei einem wunderschönen Sonnenaufgang machten wir uns auf den steilen Abstieg zum Auto. Ab und zu kreuzten voll beladene Land Rover unseren Weg, die Touristen und Gepäck den Berg hinauf transportierten.
Unsere Fahrt führte uns Richtung Pedraforca. Nach einer kurzen Rast fürs Mittagessen in der malerischen Stadt La Seu d’Urgell, genossen wir die lokale Küche. Davor ernteten aber auch übelste Beschimpfungen von einem Wirt, als wir gemeinsam aufstanden, nachdem wir festgestellt hatten, dass wir nicht getrennt zahlen konnten. Am Nachmittag erreichten wir schließlich die Hütte Lluis Estassen (1.650m).
Dort richteten wir uns im Matratzenlager ein und bereiteten uns auf den kommenden Tag vor, an dem wir gegen 4 Uhr aufstehen wollten, damit wir vor den angekündigten Wolken im oberen Kamm-Bereich ankommen.
26. August 2023
Es war noch dunkel um 5 Uhr morgens, als wir uns vor der Hütte mit Stirnlampen versammelten. Die massive Steilwand von Pedraforca lag direkt vor uns, nur erahnten wir ihre Konturen. Durch den Wald marschierten wir in einer Reihe, der Pfad wurde zunehmend steiler. Einige Felsen tauchten auf, die wir erklimmen mussten. Ich führte die Gruppe an und suchte den Weg. Hinter mir sah ich die blendenden Lichter der Stirnlampen. Es fiel mir schwer, in der Finsternis die Gruppe beisammenzuhalten, und ich konnte nicht erkennen, wenn jemand zurückfiel. Ich machte immer wieder Pausen, um die Gruppe zu versammeln, doch ich lief unbewusst schnell, wohl von den Wolken gejagt.
Wir wanderten zum Sattel Coll de Verdet (2.250m), während dichte Wolken von der anderen Seite des Sattels heranzogen. Bergziegen kreuzten unseren Weg, und wir setzten unseren Aufstieg fort. Am Sattel wurden wir von einem pfeifenden Wind begrüßt. Hinter einem großen Felsen versammelten wir uns und machten eine Pause für eine kleine Brotzeit.
Der weitere Anstieg zum Freiklettern lag vollständig in den Wolken. Zum Glück entschieden wir uns umzukehren, denn es fing an zu regnen.
Nach einer kurzen Rast in der Hütte schlug ich vor, zum Geröllfeld zu gehen. Eine kleine Gruppe formierte sich, und wir setzten unseren Weg trotz des leichten Regens fort.
Das Wetter verbesserte sich stetig, und am Geröllfeld begannen wir den Aufstieg. Der Wind blies unnachgiebig zwischen den beiden Gipfeln, aber wir setzten unseren Weg fort, bis wir den Gipfel Pedraforca Pollegó Superior (2.506m) erreichten.
Von dort oben sahen wir die winzige Hütte am Fuß der steinernen Wand. Die Wolken kehrten zurück, begleitet von leichtem Nieselregen, also machten wir uns auf den Rückweg.
In der Hütte erfuhren wir, dass eine zweite Gruppe nach uns den kleinen Gipfel besteigen wollte, jedoch aufgrund des Wetters umkehren musste.
27. August 2023
Ja, auch in Spanien regnet es! Der Tag war grau, mit Nebel und dichten Wolken. Der geplante Aufstieg zum Pedraforca Pollegó Inferior (2.444m) fiel buchstäblich ins Wasser. Wir packten unsere Sachen und fuhren wieder zurück an die Küste.
Es bleiben somit einige Ziele noch fürs nächste Jahr, wenn es wieder heißt: „Wilde Pyrenäen“. Ich hoffe, ihr seid wieder dabei!