Bei bestem Kaiserwetter haben sich am 1. Oktober sieben Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren mit ihren Eltern bzw. ihrem Großvater und den beiden Tourenführern Brigitte und Florin auf in die Kitzbüheler Alpen gemacht; 1 Mädchen und 6 Jungs! Mit von der Partie war auch die neun Monate alte Schwester eines Teilnehmers, die jedoch noch von den Eltern getragen wurde.
Treffpunkt war am Freitagnachmittag die Talstation der Bergbahnen Fieberbrunn. Dort wurde entschieden, dass wir bis zur Lärchfilzkogel-Alm mit dem Auto fahren und das Geld für die Bergbahn lieber am Sonntag bei der Rückkehr an der Alm in ein leckeres Mittagessen investieren. Um kurz nach 17 Uhr waren alle Rucksäcke geschultert und die Bergstiefel geschnürt. So machte sich die bunte Truppe an den Aufstieg zur Wildseeloder Hütte.
Nachdem wir etwas zu spät an unserem Quartier ankamen, zeigte der Hüttenwirt Erbarmen mit uns hungrigen Wanderern und hat uns doch noch ein Abendessen serviert. Es gab Spinatknödel, Gulaschsuppe und weitere Tiroler Spezialitäten. Gut gestärkt konnten wir kurz darauf unsere Zimmer bzw. das Lager beziehen. Da die Hütte nicht voll besetzt war und auch die Corona Regeln streng kontrolliert wurden, haben wir uns alle sehr sicher gefühlt.
Bis zur Nachtruhe um 22 Uhr konnten die Erwachsenen noch ein bisschen ratschen, während die Kinder Uno gespielt haben.
Am nächsten Morgen war, nach einem reichhaltigen Frühstück, um 8:30 Uhr Treffpunkt am Wildseelodersee. Hier sollte die Einweisung in die Ausrüstung erfolgen.
Da nur Teilnehmer mit Erfahrung dabei waren, erfolgte die Einweisung dieses Mal nicht durch die Tourenleiter, sondern durch die jungen Bergfexe – unsere Sektionskinder. Schritt für Schritt erläuterten die Jugendlichen die einzelnen Schritte:
- Wie ziehe ich den Klettergurt richtig an, damit nichts verdreht ist?
- Was muss ich beim Anlegen der Ausrüstung und beim Einseilen beachten?
- Ist der Partnercheck erfolgt?
- Wie sichere ich mich im Klettersteig? Wie geht man im Klettersteig?
- Welche Gefahren sind zu beachten?
- Wie sichere ich mich, wenn ich eine Pause mache?
Nach der Einweisung durch die Jugendlichen und Korrekturen durch Brigitte und Florin, machten sich die Gruppe auf den Weg zum Einstieg des Henne Klettersteigs. Dieser Klettersteig war ein guter Einstieg für den Tag: Nicht zu anspruchsvoll und daher ideal zum Üben und Auffrischen der Technik am Klettersteig. Belohnt wurden wir mit kleinen „luftigen“ Passagen und einer tollen Aussicht, da dieser Klettersteig sich den Kamm entlang schlängelt und am Henne Gipfel endet. Die jüngste Teilnehmerin (9 Monate) hatte sich selbstverständlich noch nicht auf den Klettersteig getraut. Mutter und Tochter stiegen über den normalen Wanderweg hoch und stießen oben am Henne-Gipfel zum Rest der Gruppe. Von der 2078 m hohen Henne hatte man einen tollen Blick auf die Kitzbüheler Alpen und hinunter zum wunderschönen Wildseelodersee und der Hütte.
Nach einer kleinen Stärkung schulterten wir wieder unsere sieben Sachen, denn nun stand der Marokka-Klettersteig auf dem Programm.
Der Marokka ist mit seinen 140 HM nicht sehr lang, aber ein ziemlich anspruchsvoller Klettersteig, da er viele Passagen im Schwierigkeitsgrad B und C beinhaltet. Bereits im Einstiegsbereich, wie auch im weiteren Verlauf, ist der Marokka gespickt mit sehr steilen und ausgesetzten Passagen. Diese erfordern hohe Konzentration, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Kletterfertigkeiten und eine Portion Mut.
Marokka, Foto: Brigitte Jöhl Marokka, Foto: Christian Zimmermann
Mit Quergängen, Felsstufen und senkrechten Platten mit Metallbügeln, sowie einer zu überquerenden Seilbrücke, ist der Marokka sehr abwechslungsreich und er war vor allem für unsere Jugendlichen eine echte Herausforderung. Genau das was unsere bereits Klettersteigerprobte Jugendendtruppe gebraucht hat!
Obwohl dieser Klettersteig uns allen viel Kraft und Konzentration abverlangt hat, kamen alle sehr glücklich und erfüllt von diesem Erlebnis am 1952 m hohen Marokka an. Wir waren sehr stolz diese Herausforderung mit Bravour gemeistert zu haben. Für die Jugendlichen hatte Brigitte als Belohnung Kuchen im Gepäck. Nach einer kurzen Rast, traten wir den Abstieg zur Hütte an.
Bild 9: Gipfelfoto am Marokka, Foto: Gottfried Schuffert
Beim Abendessen mussten die Bergerlebnisse natürlich noch einmal eifrig besprochen werden. Anschließend wurde wieder eifrig Uno gezockt – diesmal haben sich später auch die Eltern die Karten gekrallt und mit verschärften Regeln gespielt.
Am nächsten Morgen mussten die Zimmer bzw. das Lager geräumt werden. Als wir aus der Hütte traten, wehte uns ein eisiger Wind ins Gesicht. So wurden Mützen, Schals und Handschuhe aus den Rucksäcken gekramt, bevor wir uns auf den Weg zum Wildseelodergipfel machen. Auch hier wurden wir mit einer tollen Aussicht weit bis in die Zentralalpen belohnt. Danach folgte ein rascher Abstieg zur Wildseeloder-Hütte.
Nachdem wir das restliche Gepäck eingesammelt hatten, verabschiedeten wir uns von der tollen Hütte und der schönen Landschaft und machten uns auf den Weg zu unseren Fahrzeugen. An der Wildalm kauften wir noch Käse, bevor es weiter abwärts zur Lärchfilzkogel Alm ging.
An den Autos angekommen gab es noch eine kleine Feedback-Runde.
- Was war an dem Wochenende schön,
- was vielleicht nicht so gut und
- was wünscht man sich für den nächsten gemeinsamen Ausflug?
Statements unserer Kinder:
- Sebastian (12 Jahre): Es war super mit meinen Freunden und anderen Jungs auf der Hütte zu sein. Ich bin stolz, dass ich den Marokka-Klettersteig geschafft habe. Der war schon anstrengend und hoch. Aber ich klettere ja gerne.
- Peter (14 Jahre): Die Klettersteige waren auf einem guten Schwierigkeitslevel. Am besten haben mir die gemütlichen Hüttenabende und die nette Gesellschaft gefallen.
- Jakob (12 Jahre): Die Klettersteige waren sehr abwechslungsreich. Das fand ich sehr schön. Das Essen (die Gulaschsuppe) in der Hütte hat sehr gut geschmeckt.
- Thomas (12 Jahre): Mir hat es sehr viel Spaß gemacht den Marokka Klettersteig zu gehen und danach mit den anderen Kindern zu spielen. Endlich mal ein gescheiter Klettersteig!
- Luis (14 Jahre): Ich fand die beiden Klettersteige super, vor allem, dass sie so unterschiedlich schwer waren. Der Marokka war schon eine Herausforderung. Man musste gut aufpassen. Es war schön, dass andere Jungs dabei waren.
Zum Abschluss gab es noch ein leckeres Mittagessen an der Alm, bevor sich alle verabschiedeten und wieder auf den Heimweg machten.
Es war ein tolles Wochenende mit super Wetter, motivierten Teilnehmern und kompetenten Bergführern. Es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir alle gemeinsam einen Klettersteig absolvieren.
Sche war‘s!
Autoren: Susanne und Tobias Kipp, Brigitte Jöhl