
Für Reinhold Messner der schönste Höhenweg der Alpen

Wer alle Zustiege zur Gleiwitzer Hütte begangen hat und den Höhenweg noch nicht, der weiß, dass etwas fehlt. Wenn die Besteigung des Hohen Tenn noch mit dabei ist, dann hat sich jeder Aufwand gelohnt.
Die Gleiwitzer Hütte, Partner-Hütte der Sektion Karpaten, hat 6 Zustiege mit unterschiedlichen Längen. Der längste und schwierigste ist der Gleiwitzer Höhenweg.
Für diesen Höhenweg ein Superlativ auszusprechen ist mit Vorsicht zu genießen, aber nicht wenn man Reinhold Messner heißt.
Das Wetter war für dieses Wochenende beständig angesagt. Diese Prognose ist auch notwendig, wenn man weiß, dass man ca. 12 Stunden auf ausgesetztem Grat unterwegs ist.
„Der Weg ist schneefrei und die Sicherungsseile sind überprüft.“ Der Weg zum Hohen Tenn ist auch ein Teil der Instandhaltungsarbeiten, für die die Sektion Tittmoning zuständig ist.
12 Teilnehmer sind angemeldet und freuen sich auf eine schöne und erfolgreiche Tour.

Pünktlich um 6:45 Uhr fuhr der Bergsteigerbus und Schrägaufzug zum Mooserboden hoch. Beim Ansturm der Berge sind wir an diesem Wochenende nicht allein.


Am Mooserboden angekommen wurde bald klar wer wohin will. Alle gingen Richtung Gr. Wiesbachhorn 3564 m. Nur unsere Gruppe hatte das andere Ziel. Hoher Tenn 3368 m.
Erstmal führte der Weg hoch über dem Wasserfallboden-Stausee, entlang der Höhenlinie bis zum Wielingerbach. Hier sind noch Weginstandhaltungsarbeiten im Gang.

Obwohl wir auf der Westflanke des Hohen Tenn aufsteigen, sind noch einige Schneefelder, die uns am zügigen Vorankommen hindern. Ob die Schneebrücke hält? Das ist hier die Frage.

Ab hier beginnt nun der Aufstieg, um auch Höhenmeter gut zu machen. Es sind ca. 1300 hm bis zum Gipfel zu bewältigen. Über grüne Matten schlängelt sich der Weg Richtung Grat.
Die Aussicht wird immer grandioser und atemberaubender. Leider bleibt nicht viel Zeit um Pause zu machen und zu genießen.


Die Sonnenstrahlen sind stark und schlagartig wird es trotz der Höhe wärmer. Der Durst steigt und der Wunsch nach einer Verschnaufpause auch. Das Ziel will aber nicht näher kommen, obwohl es zum Greifen nah ist.




Nach 3,5 Stunden haben wir die ca. 1000 hm bewältigt und werden von einem grandiosen Panorama belohnt. Wir befinden uns am Kempsenkogel 3090 m, der nördlichste 3000er in Europa. Wir sind am Hauptkamm und an diesem Punkt zweigt der Weg zum Hohen Tenn ab. Der Gleiwitzer Höhenweg führt am Grat weiter zur Hütte.

Die Entscheidung steht fest. Das Wetter hält, Kraft ist noch da, also „auf geht`s“. Es warten noch weitere Auf und Ab`s auf dem Weg zum Gipfel.

Auf dem Weg wird noch ein weiterer 3000er überstiegen, der Bauernbrachkogel (3125 m).
Die eigentliche Herausforderung ist jedoch der Kleine Tenn 3158 m.

Rechts oder links gibt es kein Vorbeikommen. Der „Brocken“ muss überstiegen werden. Am Ausstieg sogar mit leichtem Überhang. Zum Glück haben die Wegebauer zur Hilfe Seile und Stufen eingebaut. Es folgt der Gipfelgrat über Blocksteine, wo es einige kleine Hindernisse zum Überwinden gilt.

Nachdem alle am Gipfel angekommen sind und das Gipfelglück genießen können, bleibt nur wenig Zeit zum Erholen. Kurze Blicke in alle Himmelsrichtungen mit bester Sicht .
Nach dem obligatorischen Gipfelfoto, beginnt der Abstieg.
„Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist – denn vorher gehörst du ihm.“ ( Hans Kammerlander )


Der Hohe Tenn besteht aus einem Doppelgipfel, der Hohe Tenn und die Schneespitze 3317 m. Wir wollten alle 3000er dieses Höhenweges mitnehmen und so stand auch dieser Gipfel auf dem Programm.


Der Abstieg folgt dem gleichen Weg wie der Aufstieg. Bis zur Abzweigung waren wieder alle „Hindernisse“ zu bewältigen .
Volle Konzentration beim Auf und Ab Abstieg über den Grat bis zur oberen Jägerscharte Kleine Hindernisse sind immer wieder Seilversichert Obere Jägerscharte 2735 m



Nach den wunderbaren Eindrücken und dem Abstieg voller Konzentration, erwartete uns ein herzlicher Empfang von der Hüttenwirtin Antje und ihrem Team. Wir freuten uns schon auf ein kühles Weißbier und evtl. auf eine „Buchtel“. Es gab Beides und wir waren alle rundum zufrieden.
Da an diesem Wochenende auch eine Bergmesse stattfinden sollte, kamen auch Freunde von der Sektion Tittmoning, sowie eine zweite Gruppe der Sektion Karpaten auf die Hütte.
Wieder mal wurden wir hervorragend beköstigt und aufs äußerste verwöhnt. Der Speisesaal war voll und die Stimmung gut und gelassen. Bei Gitarrenmusik und einem Gläschen Wein ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Das Wetter für Sonntag war nicht vielversprechend, aber wir hofften trotzdem noch trocken beim Auto am Parkplatz anzukommen.

Nach einer erholsamen Nacht wollten wir den Tag voller Elan beginnen. Am Sonnenaufgang konnte man schon erkennen, dass das Wetter vom Vortag nicht zum Überbieten war.
Der Kaffe war pünktlich fertig und auch die anderen Köstlichkeiten dufteten aus der Küche. Wir ließen uns das leckere Frühstück munden und konnten so gestärkt in den neuen Tag starten.
Der Himmel zog immer stärker zu. Trotzdem konnten wir noch einen letzten Blick auf die Schneespitze ( Gipfel vom Vortag ) werfen.



Ein letzten Blick auf die Gleiwitzer Hütte und wieder Mal hieß es Abschied nehmen von so einem schönen Fleckchen Erde. Seit einigen Jahren haben wir diesen Teil der Berge lieb gewonnen und so zieht es uns immer wieder her zurück.
Der Abstieg begann mit einem Aufstieg . Erstmal geht es ca. 200 hm bergauf zur Brandlscharte 2341 m. Ab hier, dem höchsten Punkt des heutigen Tages, ging`s nur noch bergab. Ca. 1500 hm beträgt der Abstieg zum Parkplatz der Gletscherbahn, wo eines der Autos geparkt war.
Nahe der Hütte sind immer noch Schneefelder zum Überqueren Weg Richtung Brandlscharte Vor dem Abstieg, die Brandlscharte 2371 m, höchster Punkt des heutigen Tages . Kurz vor dem Parkplatz Gletscherbahn Kaprun
Ein wunderschönes Wochenende und eine herrliche Tour ging zu Ende. Es werden unvergessene Eindrücke bleiben, die wir auch auf weitere Touren mitnehmen und weitererzählen werden. Die Gleiwitzer Hütte wird uns bald wiedersehen. Ob das auch der Hohe Tenn tut, wissen wir nicht.
Wir, jedenfalls, bleiben den Bergen treu und kommen wieder!
Fotos: Detlev Antosch