OHA! Die Karpatler gehen raus aufs flache Meer! Dieses Abenteuer haben wir Sergii zu verdanken, der schon mit 14 seine erste mehrtägige Kajaktour machte. Er hat es geschafft, uns zu inspirieren, mal was anderes zu entdecken als die hohen Berge.
Wir starten zu siebt mit Zelten, Proviant und Wasser, um in 7 Tagen die Schären 150 km nördlich von Göteborg zu erkunden. Der heftige Wind lässt uns erst mit einem Tag Verspätung starten. Wir haben drei Zweierkajaks und ein Einerkajak. Nach ein paar Paddelschlägen sind die Teamnamen schon vergeben. 🙂 Und nach ca. 2 Stunden Paddeln mit viel Wind hält bei vielen der Spritzschutz schon nicht mehr dicht und das Meerwasser läuft an uns herunter bis zu den Füßen. Das kann ja heiter werden…
Die kleinen Inseln sind recht steinig, mit vielen großen, runden Steinen. Wir haben uns die besten Übernachtungsmöglichkeiten auf der Karte markiert. Und am ersten Abend legen wir an einem langen, sandigen Strand an. Gleich nach dem Zeltaufbau wird alles erkundet. Jeder geht los, um zu sehen, was die Insel zu bieten hat: wir finden Pferde, Gänse, rosa blühende Sträucher, rotes Moos, viele unterschiedliche Steinformen, Wasserlöcher und leider auch Stechmücken. Und nachdem wir von „unserer Köchin“ ein zauberhaftes Mahl zubereitet bekommen haben, machen wir uns nochmals auf den Weg, den perfekten Platz für den Sonnenuntergang zu finden. Gott sei Dank hat Miro die Picknickdecke mitgenommen! Wir sitzen alle schweigend nebeneinander, mit Blick auf das Meer und die Sonne, so als würden wir uns schon ein Leben lang kennen. Fast jeden Abend dürfen wir diese besondere Stimmung, die pure Natur – nur wir allein – erleben.
In einer Nacht stellen wir uns den Wecker und schauen um 2 Uhr nachts in den Himmel: Wir haben das Glück, ganz viele Sternschnuppen dahin huschen zu sehen, und der Himmel ist rötlich eingefärbt und leuchtet.
Am dritten Tag kommen einige Paddler an ihre Grenzen: nach ca. 20 km und vielen Wellen brennen die Arme. Aber das schöne Wetter will genutzt werden und die Aussicht auf Kaffee und Kuchen lässt einige zur Höchstform auflaufen.
Wir haben alle genügend Essen eingepackt und sind dennoch der Meinung, es würde eher eine Fastenwoche werden. Miro hat eigentlich versprochen, uns jeden Abend mit frisch gefangenem Fisch zu versorgen. Die Angel kommt mehrere Male zum Einsatz, aber dann muss festgestellt werden: Es gibt in Schweden einfach keine Fische.
Zwei Mal machen wir Abstecher in die Zivilisation und es wird ordentlich geschlemmt. Die schwedische Küche hat viel Leckeres zu bieten, komischerweise auch guten Fisch 🙂
Am letzten Abend finden wir wieder einen schönen Strand für unsere Bleibe, allerdings dieses Mal etwas kleiner. Das Frauenteam stellt nach Absprache mit „dem Chef“ das Zelt aus Platzmangel ziemlich nah am Meer auf, in der Annahme, die Flut hätte den Höchststand erreicht und das Meer würde nicht weiter ansteigen. An diesem Abend jagt ein Highlight das andere: wir sahen Rehe auf der Insel und dann sogar schwimmende Rehe, unsere Köchin Inna sammelt Austern. Nach ersten Schwierigkeiten schafft es Akronis, diese mit Leichtigkeit zu öffnen, und es offenbart sich eine wunderbare, ganz frische Vorspeise, für einige sogar eine Austern-Premiere. Nur Sylvia verzichtete auf dieses kulinarische Erlebnis, aus Sorge sie müsse uns alle alleine wieder zum Festland paddeln, falls uns die Austern nicht bekommen.
Wir ziehen los und sammeln Holz für ein Lagerfeuer. Sergii hat sogar eine Säge dabei, wir sind wirklich für alles vorbereitet. Wir machen „Stockbrot“ und kochen unser Abendessen auf dem Feuer. Danach gibt es den ersten Regen am Abend und wir quetschen uns alle ins Frauenzelt und spielen Wizard bis zur Erschöpfung. Einige Nächte schlafen wir alle sehr schlecht, weil der Wind gegen die Zeltwand donnert und man meint, das Zelt würde bald weggerissen werden. In der Highlight-Nacht passiert aber mal was anderes: Wir werden im Frauenzelt mit Wellen an den Füßen geweckt. Ich leuchte ins Vorzelt und sehe als Erstes einen Krebs. Das Meer im Zelt ist wirklich der krönende Abschluss, bevor wir wieder in die Zivilisation zurück paddeln. Daran werden wir uns noch sehr lange erinnern.
Wir kannten uns fast alle nicht und lernten uns erst in Schweden kennen. Unsere kleine Truppe entpuppte sich als tolles Team. Es hat uns allen so viel Spaß gemacht und es hat mal wieder gezeigt, dass es sich lohnt, die Komfortzone zu verlassen. Wir planen schon den nächsten gemeinsamen Urlaub. 😉 Und Team Olympia (Maria und Bartek) trainiert natürlich auch in München zusammen weiter.