Jetzt eben, Mitte April, sind gerade ca. 20 cm Schnee am Arber gefallen.
Dies als Einleitung, um nicht erneut einen Tourenbericht damit zu beginnen, dass die Dinge schlecht stünden, denn genau so sah es nämlich aus! Die Dinge standen schlecht!
Seit Jahren ist der Arber ein Garant für stimmungsvolle Skitouren, die sich je nach Schwierigkeit, Wetter, Zeit, Höhenmeter, Einkehr usw. variieren lassen, und nun, freitags zur Vorbereitung am Parkplatz, schaut man auf grüne Hänge.
Ausgerechnet die Nordseite ist eher schlechter als besser. Hier liegt nicht zu wenig Schnee, hier liegt gar keiner! Der Wind lässt zierliche Wellen über den Kleinen Arbersee tanzen – und die Eisschicht auf der Wasseroberfläche? Alles weg!
Dabei war hier eine Woche zuvor noch tiefster Winter.
Aber es hilft nichts. Es ist wie es ist und wir versuchen an diesem Wochenende das Beste daraus zu machen.
Halbwegs entmutigt wandere ich bei meiner Begutachtung vor der Tour zu Fuß wieder nach Brennes und von dort zur Südseite. Ironischerweise liegt hier, wo die Sonne rein brennt, tatsächlich noch mehr als genug Schnee, einzelne Flecken mal ausgenommen, wo man wohl die Skier ein paar Meter weit tragen werden muss.
Aber bis zum Gipfel ist hier alles prima und für den Abstieg über die seit Jahren nicht mehr präparierte Nordhangverlängerung sind zwar die Grödel sehr hilfreich, aber auch mit Skiern ließe sich diese Passage problemlos durchgehend befahren.
Wir treffen uns samstags um 10 Uhr am Ausgangspunkt der Tour mit einer kleinen, aber feinen Gruppe mit dem Vorhaben, mit den Skiern den Arber zu besteigen.
Die ersten Meter tragen wir die Ski, das erspart zwar nicht das Auffellen generell, aber man kann die gleich nach wenigen Metern folgende Abfahrt vernünftig fahren, ohne mit Fellen zünftig anschieben zu müssen.
Trotz eigentlich bestem Wetter, das ordentlichen Sonnenschutzfaktor erfordert, versemmelt uns die Bewölkung am ersten Aussichtspunkt den Blick übers Donaubecken ein wenig, daher steigen wir, am Stallriegel vorbei, weiter auf Richtung Gipfel.
Ehe wir diesen erreichen, biegen wir jedoch an der Bodenmaiser Mulde nochmals ab auf die Versorgungspiste, um diese wenigen Meter hinab und dann in den Wald hinein zu fahren, zur sogenannten Märchenwiese. Hier liegt trotz der Südlichen Exposition noch bis weit in den März der Schnee etwa 1 m hoch. Die aktuellen ca. 1,5 Meter nutzen wir gerne zum Training der LVS-Suche.
Der weitere Weg von hier führt gefühlt quer durch den Wald, orientiert sich aber stets am Goldsteig und mündet kurz unterhalb des Arbergipfels wieder auf die Versorgungspiste, auf der wir die letzten Meter unseres Aufstiegs zurücklegen. Freundlicherweise ist heute einer der eher windstillen Tage, was das Abfellen am Gipfel erheblich erleichtert.
Nach einem Gipfelschnaps und natürlich dem obligatorischen Gruppenfoto besuchen wir noch die Arberschutzkapelle und gönnen uns die grandiose Aussicht bis weit hinein in den Böhmerwald vom Großen Seeriegel aus, einem der Vorgipfel des Arbers.
Bei einer kurzen Besprechung entscheiden wir uns, ohne Halt an einer der Hütten über die Pisten auf dem möglichst längsten Weg zum Parkplatz abzufahren, und auf dem Weg zur Unterkunft in Lam noch einen Kaffee zu trinken. Nach Kaffee und Kuchen rücken wir in die Pension ein, um uns fürs Abendessen frisch zu machen.
So haben wir trotz der zunächst mies aussehenden Lage doch einen kurzweiligen Tag mit vielen Eindrücken auf Tourenski verbracht.
Wir hatten im gegen 1780 errichteten ‚Waldlerhaus‘, einem hier jahrhundertelang typischen Wohn- und Stallhaus der Waldbauern, das 1992 an seiner ursprünglichen Stelle Stück für Stück abgetragen und am Ortsrand von Lam ebenso wieder aufgebaut wurde, einen Tisch reserviert.
Der herzhaften Speisenauswahl wegen und zwecks eines danach dringend notwendigen Verdauungsspaziergangs, legen wir die anderthalb Kilometer zu Fuß zurück. Später, wieder in der Pension angekommen, besprechen wir die Pläne für den Sonntag.
Wir haben die Wahl, entweder nochmals den Arbergipfel von Süden her, nur diesmal auf anderen Wegen, zu besteigen, oder alternativ eine Wanderung zu Fuß zu unternehmen.
Nach Abwägen beider Optionen, entscheiden wir uns für Variante zwei. Der Lamer Hausgipfel sollte das Ziel sein, der sogenannte Große Osser.
Hier gibt es eine wunderschöne Rundtour von nicht ganz 10 km mit vielen Ausblicken in den Lamer Winkel. Sie führt vom Parkplatz weg auf Pfaden und Wegen verschiedener Kategorien, meist aber halbwegs steil und mit einem Abstecher über die Osserwiese zunächst zum Kleinen Osser. Hier droben liegt teilweise noch Schnee und wo er festgetrampelt ist, auch mal Eis, wir kommen aber auch ohne Grödeln gut voran.
Die nordöstliche Abstiegsvariante führt zunächst an der Künischen Kapelle vorbei. So interessant der Name klingen und Neugierde wecken mag, so dürftig sind die Informationen darüber. Die Kapelle wurde (erst) 1986 erbaut, wie, warum und von wem bleibt im Dunkeln, nur die Maiandachten sowie der Berggottesdienst zur Osserkirchweih jedes Jahr am ersten Augustsonntag finden vielerorts Erwähnung.
Der Name stammt voraussichtlich schlicht vom als ‚Künisches Gebirge‘ bezeichneten Bergkamm zwischen Osser und Zwercheck. Nach einem kurzen Innehalten hier an der Kapelle führt unser Weg weiter auf den Großen Osser.
Das Osserschutzhaus liegt direkt daneben und auf der Grenze zur Tschechei. Hier halten wir eine kurze Mittagsrast. Neben den üblichen Getränken wird eine kleine Auswahl einfacher Speisen angeboten. Sehr wohltuend, so eine kurze Speisekarte!
Um nicht einfach nur wie die meisten hier auf dem gleichen Weg, den sie gekommen sind, zu den Fahrzeugen zurückzumarschieren, wenden wir uns nach einer tüchtigen Stärkung zunächst nach Südosten, um über verschiedene, ausgewiesene Wanderwege unsere Runde zu vollenden. Einige Pfade und Wege sind auch als MTB-Strecke ausgewiesen und an so mancher Stelle fragt man sich, ob die Steigungen bergauf tatsächlich mit dem Bike zu meistern sind?
Wir sehen jedoch nur eine Gruppe, die tatsächlich gerade irgendwo hinunterbrettert. Ein kurzes Glück für sie, denn ihre nächste Steigung wird nicht lange warten, – die sind wir gerade eben erst heruntergekommen.
So gelangen wir nach einer guten Stunde Marschzeit zurück zum Parkplatz, um die Heimreise anzutreten.
Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der zunächst eher schlecht anmutenden Bedingungen haben wir ein wunderbares Skitouren- und Wanderwochenende mit vielen neuen Eindrücken verbracht.
Fotos: alle von Andreas Staudt